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Live long and Prosper
Dein STAR TREK DE Team
STAR TREK DE • Magazin // Jörg Hillebrand goes Hollywood

Jörg Hillebrand goes Hollywood zurück

Irgendwie kannte ich den Namen - so indirekt und als ich die 3. Staffel Picard geschaut habe, sah ich ihn wieder und schickte dann Rene auf die Suche nach Jörg... der fand ihn auch und schickte Miriam zum Interview. Jörg ist Lehrer und Anfang 40 und beschäftigt sich seit 2004 mit Star Trek wie kein anderer in diesem Bereich.... er ist, glaube ich außer Richard Arnold, einer der wenigen der ein Foto vom Set oder nem Raumschiff sieht und Dir sagen kann welche Folge, welche Staffel, welche Serie. Er nimmt im wahrsten Sinne des Wortes alles auseinander, geht tief ins Detail - ja als Lehrer tut man das ja auch oder? Nun er war nie in den Studios zur Picard Drehzeit aber hat ordentlich mit daran gearbeitet, dass is ja schon mal was. Doch ich will nicht weiter vorgreifen... Miriam hat das Wort...

Hallo Jörg! Schön, dass du dich – wo du ja Lehrer bist – in deinen Ferien für dieses Interview für startrek.de bereit erklärt hast. Du arbeitest für die Serie Picard, wenn unsere Recherchen richtig sind, als Research Assistant.

Genau, diese Rolle oder diese Aufgabe habe ich mit Star Trek `Picard´ in der 3. Staffel übernommen.

 

Was verbindet dich denn erst einmal persönlich mit Star Trek? Wenn es dir möglich ist, vielleicht in wenigen Worten oder Sätzen.

 

Mittlerweile habe ich das Glück, dass alle meine besten Freunde Trekkies sind. Also verbinde ich mit Star Trek vor allem `Freundschaft´. Wir machen tatsächlich seit 20 Jahren an jedem Freitag und Samstag einen Star Trek Abend. Außerdem ist Star Trek für mich auch eine Art Wissenschaft. Darüber forsche, recherchiere und schreibe ich. Wenn es neue Folgen gibt, gibt es immer neues „Material“ für mich, das ich erforschen kann, zum Beispiel irgendwelche wiederverwendeten Requisiten. Damit verbringe ich tatsächlich einen Großteil meiner Freizeit. 

 

Dann nimmt Star Trek natürlich einen größeren Teil deines Lebens seit Jahrzehnten ein und es ist einfach toll, wenn man Freunde hat, mit denen man diese Leidenschaft teilen kann! Wann hat dich denn dieses Star Trek – Fieber gepackt? Und warum warst und bist du bis heute so fasziniert? 

 

Ich war noch keine 10 Jahre alt. In meiner ersten Star Trek – Erinnerung sah ich eine TOS-Folge im Fernsehen, während ich im Spielzimmer am Basteln oder Malen war, vielleicht hatte ich auch ein Modell zusammengebaut. Es war die Folge „Horta rettet ihre Kinder“. Star Trek Fan bin ich geworden – das kann ich sogar ganz genau sagen – am 20. Oktober 1994. Denn da habe ich die Folge nicht nur angesehen, sondern mir ein Buch als Unterlage genommen, dazu ein Blatt Papier und habe währenddessen Notizen gemacht. Diese Notizen existieren noch.

Was hat mich fasziniert? In den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass ich ein visueller Lerntyp bin, ich muss also die Dinge immer sehen. Es reicht für mich nicht sie zu hören oder zu lesen. Star Trek ist natürlich sehr bildgewaltig: die Raumschiffe, die außerirdischen Völker, die Planeten und Planetenoberflächen. Das hat mich schon immer fasziniert. In vielen Folgen sieht man ja zum Beispiel im Hintergrund verschiedene außerirdische Schriftzeichen oder Logos von Klingonen und Romulanern. Das sind Dinge, die mich immer fasziniert haben, wo ich dann auch immer ganz besonders drauf geachtet habe und worüber ich auch meine ersten Artikel geschrieben habe. Und dann gibt es natürlich noch die Storys. Star Trek hat ja wirklich Geschichten, die sehr ergreifend sind, die zum Lachen und Nachdenken bringen und manchmal auch zum Weinen. Das sind die Dinge, die Star Trek mir geben kann: Unterhaltung und etwas, das mich visuell sehr interessiert und worüber ich recherchieren und vielleicht sogar einen Artikel schreiben kann. Oder eben für Star Trek `Picard´, darüber kann ich recherchieren, damit das in einer späteren Folge ähnlich oder genauso wieder auftaucht.

Damit greifst du natürlich das auf, was dich von anderen Menschen, die diese Serien einfach nur gucken, unterscheidet. Worauf fällt denn dein Blick ganz besonders, wenn du die einzelnen Folgen von Star Trek schaust?

Ich habe gemerkt – das war früher nicht so – dass mein Blick eigentlich nur auf den Hintergrund fällt. Wenn ich irgendetwas gucke, dann schaue ich im Hintergrund, ob da irgendeine Requisite oder Person, irgendein Außerirdischer in einer Bar zu sehen ist. Als ich nach langer Zeit mal wieder einen Star Trek – Film in den Kinos gesehen hatte, fiel mir zum ersten Mal auf, das mein Blick von rechts nach links und oben nach unten ging, um die komplette große Leinwand zu überblicken, um alles zu sehen, was mir vorher noch nicht aufgefallen ist. Es sind eben sehr viele Dinge im Hintergrund zu sehen, die man sonst verpassen würde. Wenn man nur auf die Schauspieler guckt, bekommt man natürlich alles von der Story mit. Aber diese ganzen kleinen Details, die Leute, die hinter den Kulissen arbeiten, die das Set designen oder die Requisiten hergestellt und Kostüme besorgt haben, werden oft übersehen. Und genau darauf achte ich! 

 

Damit wären wir dann bei deiner Rolle bei Picard Season 3 angelangt. Wer wurde eigentlich auf dich aufmerksam und wie?

 

Ich habe alles Dave Blass zu verdanken, der mich auf Twitter gefunden hat. Als die 1. Staffel Picard lief, fing ich wieder an für „Ex Astris Scientia“ - für diese Seite schreibe ich seit vielen Jahren Artikel – Observations-Artikel zu schreiben. Ich war wieder so fasziniert von einer Serie, die im 24. und später 25. Jahrhundert spielt, dass ich darüber schreiben musste. Meine Idee war es, die Artikel mehr „unters Volk zu bringen“ und die Zusammenfassungen bei Twitter zu veröffentlichen. Jeden Tag postete ich 5 bis 6 Observations auf Twitter. Auf diesem Wege wurde Dave Blass auf mich aufmerksam. Er ist der Producion Designer von Star Trek Picard.
Er hat mich dort im Chat angeschrieben und ich wusste damals nicht, mit wem ich es zu tun hatte. Dave fragte mich, ob ich schon mal offiziell an Star Trek mitgearbeitet hätte und dann habe ich ihm erzählt, dass ich hin und wieder beim Star Trek Remastery und ein paar Büchern ausgeholfen hätte. Dann stellte er mehr und mehr Fragen in diese Richtung und ich dachte die ganze Zeit, das wäre ein Star Trek Fan, der sich einfach nur mit mir unterhalten möchte. Schließlich fragte er mich, ob ich ein NDA (Non-disclosure agreement) unterzeichnen würde. Natürlich wusste ich zunächst nicht, was das ist. Ich fragte mich daraufhin, weshalb mir ein Fan eine Geheimhaltungsvereinbarung vorlegen würde, sodass ich neugierig seinen Namen googelte und seine Wikipedia-Artikel fand. Da wusste ich: Das muss also dieses Mal etwas Ernsteres sein! Er schrieb mir, dass er gesehen hätte, was ich auf Twitter über Star Trek alles geschrieben habe und er mich gerne dabei haben würde für die Serie. Und am Tag darauf habe ich diesen NDA unterzeichnet und seitdem hatte ich ununterbrochen an Star Trek Picard 2 und 3 gearbeitet.
Und so ist es gekommen.

 

Ein American Dream, der in Deutschland wahrgeworden ist.

 

Ja, das könnte man durchaus so sagen!

 

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie groß war deine Freude und Euphorie über dieses Angebot?

 

Ich konnte es erst einmal nicht glauben. Es hat auch Ewigkeiten gedauert, bis ich verstanden habe, was ich da eigentlich mache. Es war so: Üblicherweise gucke ich mir die neuen Folgen an und stelle zum Beispiel fest, diesen Raum sehe ich zum ersten Mal, könnte das eine wiederverwendete Requisite sein? Dann habe ich mich hingesetzt – das war dann quasi mein Auftrag, den ich mir selbst gestellt habe – beginne zu recherchieren, schaue mir andere Folgen dazu an, vergleiche, stelle Screenshots zusammen, schreibe Artikel, poste sie auf Twitter und dann war das „Ding gegessen“. Und genauso war das bei Star Trek Picard auch, nur dass ich dann von Dave einen Auftrag bekommen habe: „Recherchiere mal bitte, wie Ferengi-Konsolen aussehen!“ oder „Recherchiere, wie Borgschiffe von innen aussehen!“ oder „Welche Requisiten könnte Dr. Crusher in ihrem Quartier aus der Vergangenheit haben?“ Dann habe ich – so wie ich es auch sonst immer gemacht habe – recherchiert, die Screenshots rübergeschickt und der Auftrag war gelöst.
Dass etwas von dem, was ich gemacht habe, dann auch tatsächlich in der Serie landet, das habe ich dann erst in der 2. Staffel gesehen, als sie 1,5 Jahre später ausgestrahlt wurde und so richtig erst in der 3. Staffel, weil dort viel, viel mehr von dem, was ich gemacht habe, tatsächlich verwendet wurde. Das war dann für mich wie ein Film, der an mir vorbeilief. Plötzlich ist da dein Name in den Credits! Das war schon irgendwie schockierend und krass das im Fernsehen zu sehen. Also eine satte 10!

 

Wie hast du die Arbeit als Reseach Assistant parallel zu deinem Beruf gemeistert? Hast du von Zuhause aus gearbeitet oder bist du auch mal zu dem Drehort gefahren? Wer war dein Hauptkontakt?

Mein Hauptkontakt waren Dave und sein Team. Meistens kamen von Dave die Anfragen, entweder per Email oder Twitter-Chat. Manchmal gab es auch größere Aufträge, zum Beispiel einen One-O-One über die Ferengi und Borg schreiben, damit die Art Directors eine Art Leitfaden dafür haben, wie Ferengi-Schiffe von innen aussehen oder zu wissen, was wichtig ist, damit diese in Star Trek Picard so aussehen wie sie früher auch aussahen. Welche Farben dürfen die Interfaces haben, was darf auf keinen Fall fehlen? Bei den Borg ganz genauso. Dann habe ich mich ein paar Tage hingesetzt und Etliches an Screenshots zusammengestellt, ab und zu auch PDFs mit den wichtigsten Informationen zusammengestellt. Meine persönliche Meinung war diesbezüglich auch oft gefragt.
Die Arbeit konnte ich immer von Zuhause aus erledigen, auch wegen Corona konnte ich natürlich auch nie dorthinfliegen. Gerne hätte ich natürlich auch die Brücke der Enterprise D persönlich gesehen, aber es beschränkte sich auf manchmal täglich eingehende Mails, die ich dann mit den Ergebnissen meiner Recherchearbeit – so, wie ich auch privat immer gearbeitet hatte – beantworten konnte.

Das heißt also, dass dein Job bei Star Trek Picard gut mit deiner Arbeit als Lehrer zu vereinbaren war.

Ja. Wenn ich nachmittags nach Hause gekommen bin, dann wusste ich, dass vermutlich schon eine Nachricht aus Los Angeles im Postfach war. Dann setzte ich mich hin und recherchierte. Falls dann in der Schule mehr zu tun war, dann konnte ich auch problemlos am Wochenende die Nachricht(en) beantworten. Selten war es mal sehr dringend. Aber ich habe schon versucht, möglichst zeitnah die passenden Antworten zu liefern.

 

Herzlichen Dank Miriam und wer mehr wissen möchte der kann bei Trekzone mal nachschauen oder ihm auf X (twitter) folgen unter  https://twitter.com/gaghyogi49?lang=de

 

In diesem Sinne Live long and prosper

 

Das Interview führte Miriam

Bilder Jörg Hillebrand